Unsere Weltreise

Singapur – Stadt der Zukunft

Nach vier intensiven, widersprüchlichen Wochen auf Bali fühlt sich der Flug nach Singapur fast wie ein Sprung in eine andere Welt an.

Kaum betreten wir den Changi Airport – der so viel mehr ist als nur ein Flughafen – wissen wir: Wir sind in einer Stadt, die Zukunft nicht nur denkt, sondern lebt. Gepflegte Gärten, Kunstinstallationen, ein Wasserfall mitten im Terminal.

Alles ist geordnet, freundlich, effizient. Einatmen. Ausatmen. Wir sind angekommen – in einer mit Teppichboden belegten Welt aus Glas, Grün und Präzision.

Unser Apartment liegt perfekt – mitten in der Stadt, unweit von Clarke Quay. Die bunten Häuserzeilen am Singapore River leuchten nachts in allen Farben, aus den Bars und Restaurants klingt Musik, Boote ziehen ruhig über das Wasser. Es ist ein lebendiger Ort, und doch wirkt nichts hektisch. Die Stadt hat ihren eigenen Rhythmus – einen leisen, fließenden.

Was uns sofort auffällt: Wie mühelos hier alles funktioniert. Die Metro (MRT) ist blitzsauber, pünktlich, klimatisiert. Man braucht kein Ticket, keine App – nur eine Kreditkarte, die man beim Ein- und Aussteigen scannt. Kein Gedränge, kein Lärm, kein Chaos. Ein System, das Vertrauen voraussetzt – und das funktioniert, weil die Menschen es respektieren.

 

Chinatown – Düfte, Tempel, Gegensätze

Unsere erste Station ist Chinatown. Schon beim Verlassen der Metro umfängt uns ein ganz anderer Klang und Geruch. Enge Gassen, rote Lampions, Händler, die Schmuck, Kräuter und Räucherstäbchen verkaufen. Der Duft der Durian – der berüchtigten „Königin der Früchte“ – hängt schwer in der Luft. Für viele ungenießbar, für die Einheimischen ein Hochgenuss. Bei uns heißt die Durian nicht umsonst "Kotzfrucht". Wir verzichten deshalb gerne auf eine Kostprobe.

Mitten im Viertel erhebt sich der Buddha Tooth Relic Temple, ein prachtvolles fünfstöckiges Bauwerk aus rotem Holz und Goldverzierungen. Der Legende nach wird hier ein Zahn Buddhas aufbewahrt – eines der heiligsten Relikte des Buddhismus. Im Inneren herrscht eine ehrfürchtige Stille. Überall schimmern goldene Statuen, Gebetsmühlen drehen sich, Mönche rezitieren Sutren. Inmitten der modernen Stadt wirkt dieser Ort wie eine Brücke in eine andere Zeit.

 

Little India – Farben, Musik, Spiritualität

Dass Singapur zwischen den Welten liegt, auf halber Strecke zwischen China und Indien, wird im Stadtbild nicht nur in Chinatown sichtbar. Auch die Araber und die Inder haben ihr jeweils eigenes Stadtviertel. In Kampong Glam sieht es aus wie auf einem Basar im Vorderen Orient. In den malerischen Gassen herrscht reges Treiben, überragt wird dieses Stadtviertel von der großen Masjid Sultan Moschee.

Bollywood-Feeling gibt es dann in Little India. Es ist Deepavali, das hinduistische Lichterfest. Die Straßen sind geschmückt mit bunten Girlanden und Öllampen, aus Lautsprechern tönen rhythmische Trommeln. Menschen tragen prächtige Saris und Kurta, in den Tempeln herrscht rege Betriebsamkeit, der Duft von Jasmin, Curry und Räucherstäbchen erfüllt die Luft. Hier ist Singapur laut, lebendig, spirituell – ein Kaleidoskop der Kulturen.

 

Gardens by the Bay – Wo Natur und Zukunft eins werden

Am Abend zieht es uns zu einem der beeindruckendsten Orte der Stadt – den Gardens by the Bay. Schon von weitem sieht man die Supertrees: bis zu 50 Meter hohe Stahlkonstruktionen, die aussehen wie überdimensionale Bäume. Doch sie sind weit mehr als Kunst. Sie sind Teil eines ökologischen Netzwerks, das Regenwasser sammelt, Solarenergie speichert und das Mikroklima reguliert. Jeder „Baum“ ist bewachsen mit hunderten Pflanzenarten – Farnen, Orchideen, tropischen Blüten.

Wenn die Sonne untergeht, verwandelt sich der Park. Die Garden Rhapsody beginnt – eine Lichtershow, bei der die Supertrees in Farben erstrahlen, synchron zur Musik. Wir liegen auf dem blitzblanken Boden, schauen nach oben, umgeben von hunderten Menschen – und doch fühlt sich der Moment still an. Licht, Musik, Natur, Technologie – alles fließt ineinander. Es ist überwältigend.

 

Flower Dome & Cloud Forest – Ein Spaziergang durch die Erdgeschichte

Am nächsten Tag besuchen wir die beiden riesigen Gewächshäuser, die Teil der Gardens sind: den Flower Dome und den Cloud Forest.


Im Flower Dome – dem größten Glasgewächshaus der Welt – spazieren wir durch mediterrane Landschaften, afrikanische Wüstenpflanzen und australische Eukalyptusbäume. Jede Ecke erzählt eine Geschichte von Klima, Anpassung und Schönheit.

Doch der Cloud Forest ist das wahre Meisterwerk: Ein künstlicher Berg, umhüllt von Nebel, überzogen mit tropischen Pflanzen, Moosen und Farnen. Ein gigantischer Wasserfall rauscht herab, die Luft ist kühl und feucht. Aktuell läuft hier eine „Jurassic World“-Ausstellung, komplett mit Dinosauriern und Originalrequisiten aus den Filmen. In dieser Umgebung wirken die urzeitlichen Kreaturen beinahe real – als wäre man zurückversetzt in die Zeit, als die Erde noch wild und jung war.

 

Marina Bay & Downtown – Die Stadt, die träumt

Nur wenige Schritte weiter steht das Wahrzeichen der Stadt: das Marina Bay Sands – drei Hoteltürme, verbunden durch eine Plattform mit dem berühmten Infinity Pool. Es wirkt surreal, fast außerirdisch. Abends spiegelt sich das Gebäude im Wasser der Bucht, und die Skyline erleuchtet in allen Farben.

Wir spazieren am Wasser entlang, über die futuristische Helix Bridge, vorbei am Merlion, dem Wahrzeichen der Stadt – halb Löwe, halb Fisch. In Downtown ragen die Türme der Banken in den Himmel, doch dazwischen gibt es Parks, Skulpturen, grüne Dächer. Hier pulsiert der moderne Kapitalismus – aber er atmet, im wahrsten Sinne des Wortes.

Inmitten der Hochhäuser entdecken wir den historischen Lau Pa Sat, ein Hawker Centre im viktorianischen Stil. Drinnen tobt das kulinarische Leben. Dutzende Stände bieten Gerichte aus ganz Asien: indisches Tandoori, chinesische Dumplings, malaysische Satay-Spieße. Wir probieren uns durch alles – und sind restlos begeistert.

Sentosa Island – Ein Hauch von Ferien

An unserem letzten Tag in Sungapur fahren wir nach Sentosa Island, Singapurs Freizeitinsel. Wir besuchen keine Vergnügungsparks – das wäre nach all den Wochen des Reisens zu viel Trubel. Stattdessen schlendern wir über die gepflegten Wege, durch tropische Gärten, hinunter zum Strand. Vom Strand aus blicken wir auf die Containerschiffe draußen auf dem Meer – ein Kontrast, der typisch ist für Singapur: Natur und Industrie, Freizeit und Effizienz, alles nebeneinander, in perfekter Balance.

Abschied mit Weitblick

Singapur überrascht uns. Es ist eine Stadt, die nicht laut imponiert, sondern leise begeistert. Eine Stadt, die funktioniert – und dabei Wärme ausstrahlt. Kein Müll, kein Chaos, kein Gedränge. Und doch voller Leben, voller Vielfalt.

Wir sitzen an unserem letzten Abend am Ufer des Singapore River und lassen die Skyline auf uns wirken. Hinter uns Musik, vor uns das Wasser, über uns der Abendhimmel, durchzogen von Lichtern.

Nach den Wochen in Bali, mit all ihren Extremen, spüren wir hier so etwas wie Gleichgewicht. Singapur hat uns gezeigt, dass Fortschritt und Achtsamkeit keine Gegensätze sein müssen. Dass Technologie und Menschlichkeit zusammenpassen können.

Vielleicht ist das die Zukunft – und vielleicht ist sie gar nicht so fern.

Warum wir uns für ein Reisejahr entschieden haben – und was es mit unserem Mindset gemacht hat

Irgendwann gegen Ende des Jahres 2023 haben wir eine Entscheidung getroffen, die unser Leben komplett auf den Kopf stellen würde: Wir nehmen uns eine Auszeit, ein ganzes Jahr, um die Welt zu bereisen. Ein Sabbatjahr – etwas, das für uns lange wie ein schöner Traum klang, aber nie wirklich greifbar war. Doch je mehr wir uns damit befasst haben, desto klarer wurde: Das ist nicht nur ein Traum. Es ist machbar. Es braucht nur das richtige Mindset.

 

Der erste Funke: Warum eigentlich nicht?

Die Idee kam nicht über Nacht. Es war ein schleichender Prozess, ein Gedanke, der immer wieder aufkam, wenn wir von unseren langen Reisen mit unserem Wohnmobil zurückkehrten, in Reiseerinnerungen schwelgten oder uns von Dokumentationen inspirieren ließen. Eigentlich ist unsere Entscheidung im Nachhinein betrachtet nur die logische Konsequenz unserer bisherigen Reiseaktivitäten. Aber da war auch immer diese Stimme im Kopf: Geht das überhaupt? Können wir das wirklich machen?

Anfangs überwogen die Zweifel: der Job, das Haus, die Finanzen, die Schule der Kinder, all die Verpflichtungen des Alltags. Doch dann drehten wir die Frage um: Warum eigentlich nicht? Was hält uns wirklich davon ab?

Mindset: Von „irgendwann“ zu „wir Reisen Jetzt!“

Wir begannen, uns bewusster mit dem Thema zu beschäftigen. Je mehr wir darüber sprachen, desto realer wurde die Vorstellung. Wir lasen Reiseblogs, hörten Podcasts, sprachen mit Menschen, die Ähnliches gewagt hatten. Und vor allem machten wir uns klar: Es gibt immer Gründe, etwas nicht zu tun – aber wenn wir es wirklich wollen, gibt es auch Wege, es möglich zu machen. - Und diese Wege wollen wir jetzt gehen. 

Mit jedem konkreteren Gedanken wurde die Liste der Dinge, die wir klären mussten, länger. Und das war ein gutes Zeichen! Denn es bedeutete, dass wir uns nicht mehr fragten, ob wir es tun, sondern wie wir es umsetzen.

Die To-do-Liste wuchs – und unser Mut auch

Ein Sabbatjahr bedeutet weit mehr als nur eine lange Reise. Es bedeutet, sein komplettes Leben für eine Weile umzustellen. Plötzlich standen wir vor großen Fragen:

  • Job: Wie gelingt es uns, als Selbstständige unseren Betrieb komplett auf Remote-Business umzustellen? 
  • Haus: Vermieten oder leer stehen lassen?
  • Finanzen: Wie viel kostet das? Wo können wir sparen?
  • Schule: Was bedeutet das für unsere Kinder? Können wir eine Schulbeurlaubung durchsetzen?
  • Route: Welche Länder wollen wir sehen? Wie planen wir sinnvoll?

Am Anfang fühlten sich diese Fragen wie riesige Hürden an. Doch je tiefer wir einstiegen, desto mehr merkten wir: Alles ist lösbar. Manche Dinge brauchen Mut, andere eine Menge Organisation, aber nichts davon ist unmöglich.

Der Wendepunkt: Wir setzen es in Bewegung

Nachdem wir ein halbes Jahr lang an unserem Mindset gearbeitet hatten, folgten die ersten konkreten Schritte. So richtig verbindlich wurde es aber erst, als wir unseren Plan nicht mehr nur für uns behielten, sondern begannen, darüber zu sprechen. Wir erzählten Familie und Freunden davon – und plötzlich fühlte es sich nicht mehr nur wie eine Idee an, sondern wie eine Realität in der Mache.

Natürlich gab es skeptische Reaktionen. Und was ist mit eurem Betrieb? Ist das nicht riskant? Wie macht ihr das mit der Schule?

Klar, das sind berechtigte Fragen. Aber wir hatten uns bereits so intensiv damit auseinandergesetzt, dass wir darauf Antworten hatten. Und vor allem hatten wir eins: Die Überzeugung, dass wir das Richtige tun.

Was wir aus diesem Prozess gelernt haben

Eine Weltreise zu planen, ist eine riesige organisatorische Aufgabe. Aber die eigentliche Herausforderung beginnt im Kopf. Sich wirklich auf die Idee einzulassen, anstatt sie nur als „irgendwann mal“ abzutun – das war der größte Schritt.

Unser Learning: Wenn man sich mit einer großen Idee intensiv beschäftigt, verliert sie ihren Schrecken. Die Hürden werden greifbarer – und damit lösbarer. Und am Ende ist es oft nur eine Frage des Mindsets: Träumst Du weiter – oder setzt Du den ersten Schritt?

Wir haben unseren ersten Schritt gemacht. Unsere Reise beginnt.

Irene und Sebastian

Irene & Sebastian | wirreisenjetzt.de