Abenteuer im Hochland Sri Lankas
Unsere Tage in Ella
Nach drei Tagen an der Ostküste hieß es für uns Abschied nehmen von Strand und Meer – unser Weg führte ins Hochland von Sri Lanka. Ziel: Ella, ein kleiner Ort mitten in den Bergen, bekannt für seine Wanderungen, Teeplantagen und spektakulären Ausblicke.
Die Anreise in das Hochland im Zentrum Sri Lankas war allerdings alles andere als entspannt und dauerte wieder einmal ca. dreieinhalb Stunden, obwohl es eigentlich nur 130 km waren. Je näher wir Ella kamen, desto kurviger und steiler wurden die Straßen. Dann ging es aus der Stadt weiter hinauf zu unserer Unterkunft. - Bis es schließlich nicht mehr weiter ging. Etwa anderthalb Kilometer vor unserer Unterkunft war Schluss: Die Straßen wurden zu schmal, zu steil und einfach zu unwegsam für unseren Van. Also stoppten wir, luden das Gepäck an der Straße aus und Sebastian kontaktierte Lasintha, den Besitzer unserer Unterkunft, die nicht umsonst den Namen Mountain Peak trägt. Er versprach Hilfe, und kurze Zeit später tauchten zwei knatternde TukTuks auf.
Das erste beluden wir mit unserem Gepäck, das zweite bestiegen Irene, Marlene und Mathilda. Maximilian und Sebastian blieben zurück mit dem Versprechen des Fahrers: “I come back, Sir.” – und einmal mehr lief hier in Sri Lanka alles auf Vertrauensbasis. Aber wie so oft: Es funktionierte.
Die Fahrt war abenteuerlich. Über enge Pisten schlängelten sich die schwach motorisierten TukTuks den Berg hinauf, vorbei am dampfenden Regenwald, denn leichter Regen hatte mittlerweile eingesetzt. Doch auch die TukTuks mussten irgendwann aufgeben – die letzten hundert Meter waren selbst für die kleinen Dreiräder zu steil und unwegsam. Also wieder: Gepäck raus und die letzten Höhenmeter zu Fuß erklimmen. Unten warteten Sebastian und Maximilian immer noch. Doch der Fahrer hielt sein Wort, kehrte nach dem Abladen zurück und brachte auch die beiden sicher nach oben.
Mittlerweile hatte der Regen nachgelassen, Nebelschwaden zogen zwischen den Bäumen hindurch – und dann plötzlich klarte der Himmel auf. Vor uns lag ein Panorama, das uns den Atem raubte: Berge, Täler, Regenwald – und mittendrin der imposante Ella Rock. Wir wussten sofort: Die Mühen hatten sich gelohnt.
Unsere Unterkunft Mountain Peak liegt auf rund 1.200 Metern Höhe hoch über der Stadt. Ein Rückzugsort, fern vom Trubel unten im Tal, mit einem Blick, der allein schon die Reise wert ist. Nach all den Strapazen des Ankommens waren wir froh, dass Lasintha uns mit einem einfachen, aber köstlichen Abendessen versorgte.
Eine große Wanderung: Ella Rock
Am nächsten Morgen waren wir früh wach – einerseits, weil wir den Sonnenaufgang über den Bergen nicht verpassen wollten, andererseits, weil wir uns eine ausgedehnte Wanderung vorgenommen hatten.
Sofort nach dem Frühstück brachen wir auf. Zuerst ging es durch üppigen Regenwald hinab ins Tal. Unten angekommen, liefen wir auf den Bahnschienen weiter. Für uns war es zunächst eine merkwürdige Vorstellung: Schienen nicht nur als Transportweg für Züge, sondern auch als Fußweg für Einheimische. Doch hier ist es normal. Wenn ein Zug kommt, tritt man einfach ins Gebüsch, wartet – und läuft danach weiter.
Unser erstes Ziel war der Small Rawana Wasserfall. Ein kleiner, malerischer Ort, der nach ein wenig Kletterei erreichbar war. Das kühle Wasser war eine Wohltat in der tropischen Hitze. Hier machten wir eine Pause und genossen den Ausblick. Doch wir wollten noch höher hinaus: der Ella Rock wartete.
Der Aufstieg hatte es in sich: schmale, steile Pfade, die uns bei über 30 Grad ordentlich ins Schwitzen brachten. Immer öfter mussten wir Pausen einlegen, die Beine zitterten, wir keuchten und waren wirklich am Limit. Aber jeder Schritt brachte uns näher zum Gipfel – und als wir endlich oben standen, war alle Anstrengung vergessen. Vor uns lag ein atemberaubendes Panorama über das Hochland Sri Lankas. Wälder, Täler, Teeplantagen – ein Anblick, den man so schnell nicht vergisst.

Der Abstieg ging deutlich schneller, auch wenn wir mit müden Beinen froh waren, als wir wieder unten an den Gleisen ankamen. Wir folgten den Schienen bis zum Hauptbahnhof von Ella und liefen von dort ins Zentrum, wo wir uns ein spätes Mittagessen gönnten. Nach einem kurzen Stopp im Supermarkt handelten wir mit einem TukTuk-Fahrer einen Preis aus, und ließen uns zur Unterkunft zurückbringen. Die letzten 1,5 Kilometer bergauf mussten wir allerdings wieder laufen – ein echter Härtetest. Aber nach einer Dusche und einem Abendessen war der Strapazen-Tag vergessen.
Ein ruhigerer Tag: Die Nine Arches Bridge
Nach dieser Mammutwanderung war klar, dass das Programm am letzten Tag deutlich entspannter ausfallen würde. Wir beschlossen, auf der Terrase unseres Homestay mit dem fantastischen Blick erstmal in Ruhe zu frühstücken und dann eines der bekanntesten Wahrzeichen von Ella zu besuchen: die Nine Arches Bridge.

Diese beeindruckende Eisenbahnbrücke stammt aus der britischen Kolonialzeit, gebaut in den 1920er Jahren. Ganz ohne Stahl – die Konstruktion besteht ausschließlich aus Stein und Ziegeln. Die neun Bögen spannen sich 91 Meter lang über ein dicht bewaldetes Tal, die Höhe beträgt knapp 25 Meter. Heute ist die Brücke ein beliebter Fotospot, besonders wenn ein Zug darüberfährt.

Wir spazierten gemütlich zur Brücke, ließen die Atmosphäre auf uns wirken und beobachteten, wie sich tatsächlich ein Zug über die Bögen schlängelte. Ein faszinierender Moment, in dem Geschichte, Natur und Alltag verschmelzen.
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Danach fuhren wir mit dem TukTuk zurück in die Stadt, wo wir den Nachmittag im Rainbow Café verbrachten. Das hat eine sehr entspannte Atmosphäre, eine lockere Stimmung und leckeres Essen – genau das Richtige nach zwei intensiven Tagen. Wir saßen ganz oben auf dem Dach in einer kleinen Veranda. Der absolut beste Platz! Kurz darauf, zog ein heftiger Regenschauer über uns hinweg, den wir fasziniert von unserem "Ausguck" beobachteten. Am späten Nachmittag wartete wieder Shenuka auf uns, unser TukTuk-Fahrer vom ersten Abend, und brachte uns sicher die steile Piste hinauf zu unserer Unterkunft.
Ella war für uns eine Mischung aus Anstrengung und Belohnung. Die Wanderung auf den Ella Rock war hart, aber lohnend. Die Nine Arches Bridge ein Ort voller Atmosphäre. Und unsere Unterkunft, das Mountain Peak Ella, hoch über der Stadt war ein Rückzugsort mit einem Ausblick, den wir wohl nie vergessen werden.

Nach drei Nächten hieß es auch hier Abschied nehmen – mit müden Beinen, vollen Herzen und einer tiefen Dankbarkeit für die Erlebnisse im Hochland von Sri Lanka.
Doch es zog uns weiter. Wir wollten das Hochland von Sri Lanka noch intensiver erleben. Deswegen hatten wir kurzerhand beschlossen, Station in Nuwara Eliya zu machen.
Zugfahrt auf einer der schönsten Bahnstrecken der Welt
In Ella quetschten wir uns zu fünft samt Gepäck in ein TukTuk, das uns zum Bahnhof brachte – allein diese Fahrt war schon abenteuerlich genug. Wir hatten beschlossen, einmal ganz authentisch wie die Einheimischen zu reisen und nicht wie die meisten Touristen, die sich für teures Geld Sitzplätze in den separaten Abteilen reservieren. Stattdessen lösten wir einfache Tickets für die zweite Klasse – 300 Rupien pro Person, also nicht einmal einen Euro.
Kaum hatten wir unsere Tickets in der Hand, fuhr auch schon der Zug ein, und wir stiegen ein in ein Abteil, das rappelvoll war. Jeder freie Platz war belegt, Menschen standen in den Gängen, Koffer und Taschen stapelten sich übereinander. Wir drängten uns dazwischen, fanden irgendwo eine kleine Nische fürs Gepäck und hielten uns fest, während der Zug langsam anfuhr.
Von da an begann eine der schönsten Zugfahrten, die wir je erlebt haben. Die Strecke von Ella nach Nuwara Eliya gilt nicht umsonst als eine der spektakulärsten Bahnlinien der Welt. Immer wieder öffnete sich zwischen den Bäumen der Blick auf endlose Täler, Teeplantagen, kleine Dörfer und Wasserfälle, die sich aus den Bergen ergossen. Durch offene Türen wehte der Fahrtwind herein, die Luft war frisch und voller Düfte des Regenwalds.
Im Gedränge herrschte eine besondere Stimmung. Händler bahnten sich ihren Weg durch die Wagen, balancierten Körbe und Tabletts und riefen ihre Angebote laut aus. Es gab Samosas, Erdnüsse in kleinen Tüten, süße Kekse und natürlich Tee – heiß dampfend in Gläsern, die man für ein paar Rupien kaufen konnte. Jeder Bissen, jeder Schluck hatte in dieser Umgebung einen besonderen Geschmack.
Wir standen, saßen auf unseren Koffern, lehnten uns ans Fenster, wechselten die Plätze mit Mitreisenden, schauten aus den offenen Zugtüren – und waren mittendrin im Alltag der Menschen, die diese Strecke Tag für Tag fahren.
Ankunft in Nuwara Eliya – eine Reise nach „Little England“ im Hochland Sri Lankas
Nach einigen Stunden erreichten wir schließlich den Bahnhof Nanu Oya, den man als Eingangstor zu Nuwara Eliya bezeichnet. Müde, aber erfüllt von diesem Abenteuer, stiegen wir aus, atmeten die kühle Hochlandluft ein – und waren gespannt auf das, was uns in „Little England“ erwarten würde.
Am Bahnhof lernten wir Kelum kennen, der gerade eine Familie verabschiedet hatte. Er bot uns an, uns für einen fairen Preis in die Stadt zu fahren. Der Bahnhof Nanu Oya liegt etwa 15-20 Minuten außerhalb von Nuwara Eliya, und schon auf dieser Fahrt erfuhren wir viel über Land und Leute. Kelum war gesprächig, herzlich und neugierig – und sofort entstand ein Draht zwischen uns.
In unserer Unterkunft angekommen, beschlossen wir noch am selben Nachmittag, mit dem TukTuk in die Stadt zu fahren. Vorbei am malerischen Lake Gregory, dem Golfplatz und der Pferderennbahn (es wirkt wirklich sehr britisch in Nuwara Eliya), passierten wir auch den gepflegten Victoria Park und tauchten schließlich ein ins Gewirr der Innenstadt. Überraschenderweise herrschte dort kaum Tourismus, und wir waren so ziemlich die einzigen Ausländer. In einer kleinen Bäckerei versorgten wir uns für ein paar hundert Rupien mit süßen Teilchen und knusprigen Snacks, bevor wir zurück in unser Appartement fuhren.
Am nächsten Tag nahmen wir erneut Kontakt zu Kelum auf und fragten, ob er uns den ganzen Tag fahren und begleiten könnte. Wir wollten unbedingt eine Teefabrik besuchen, um hautnah zu erleben, wie der berühmte Ceylon-Tee angebaut und hergestellt wird. Nach den üblichen Preisverhandlungen wurden wir uns einig, und so holte er uns um 11 Uhr ab. - Auch das hatte wieder ohne Vorbereitung und Planung funktioniert. Sri Lanka ist diesbezüglich wirklich unkompliziert!
Zu Besuch in einer Teefabrik
Die Fahrt führte durch eine atemberaubende Landschaft: Gemüsefelder in Terrassen, Teeplantagen, kleine Dörfer. Unser Ziel war die Bluefield Tea Factory, wo uns sofort ein Mitarbeiter in Empfang nahm. Er führte uns kostenlos durch die Fabrik und erklärte die einzelnen Schritte der Teeproduktion. Beeindruckend war vor allem, dass der Tee ausschließlich von Frauen gepflückt wird – es sind Tamilinnen, die für 1.500 Rupien am Tag (etwa 4 €) von morgens bis nachmittags junge Blätter von Hand ernten. 25 bis 40 Kilogramm schaffen sie so täglich.
Die Blätter werden zunächst getrocknet, bis sie 40 % ihrer Feuchtigkeit verloren haben. Danach rollen und kneten Maschinen sie. Die Maschinen der Teefabriken stammen überwiegend noch aus der britischen Kolonialzeit und sind oft mehr als 100 Jahre alt, wie man uns stolz erklärte und die gusseisernen Typenschilder zeigte, auf denen Produktionsstätten wie Belfast, Edinburgh oder Manchester genannt wurden. Nach dem Kneten werden die Teeblätter zum Fermentieren ausgelegt. Im feuchten Hochlandklima dauert dieser Prozess nur wenige Stunden. Anschließend wird der Tee getrocknet, Stiele werden aussortiert (sie landen später in den Massenprodukten, die wir als Teebeutel in Europa kaufen), und der Tee wird nach Größe und Qualität sortiert.

Natürlich durfte auch eine Verkostung nicht fehlen: vom feinen weißen Tee, den „Golden Tips“ und „Silver Tips“, über Grünen Tee bis hin zu den verschiedenen Qualitäten schwarzen Tees. Es war erstaunlich, wie groß die Unterschiede im Geschmack sind, und wir verstanden plötzlich viel besser, warum Ceylon-Tee so einen legendären Ruf genießt.
Nach diesen Einblicken fuhr uns Kelum weiter zum Ramboda-Wasserfall, wo wir uns zu Fuß erneut bergauf kämpfen mussten. Nach endlosen Treppenstufen, die es zu erklimmen galt, belohnte uns der Anblick dieses gewaltigen Wasserfalls, der tosend in die Tiefe stürzt. Das entschädigte für jede Mühe. Später besuchten wir noch die Tea Bush Factory, wo wir unser Wissen vertiefen konnten.
Die Rückfahrt führte durch Täler und über Berge, vorbei an Wasserfällen und winkenden Menschen – ein Tag, der uns nicht nur landschaftlich, sondern auch menschlich sehr bereicherte. Kelum erklärte uns so vieles, dass wir das Leben in Sri Lanka nach diesem Ausflug ein Stück besser verstanden.

Am Abend baten wir ihn, uns auch am nächsten Morgen wieder zum Bahnhof zu fahren. Denn dann sollte es weitergehen – wieder einmal mit dem Zug, diesmal nach Kandy, unserer letzten Station in Sri Lanka.